Addio Pizzo ist eine Organisation von Händler, Gastronomen, Gewerbetreibenden und andern Bürgern, die sich auf Sizilien gegen die üble Tradition des ”Pizzo”, des Mafia-Schutzgelds stellt. Die Mitglieder weigern sich schlicht zu zahlen und dokumentieren das durch einen Aufkleber am Eingang zu ihrem Geschäft. Ein spannende Geschichte … und so sind wir, Jörg Hüster und ich, runtergeflogen, haben mit den Leuten gesprochen und sie fotografiert. Dabei ist auch eine Portraitserie entstanden …

Dario und Chiara arbeiten ehrenamtlich im Comitado AddioPizzo. Dario ist 29, hat Tourismus studiert und ist der Sekretär des Comitado, Chiara ist 21, und studiert Medizin.

"Wir sind überzeugt davon, dass wir am Ende gewinnen, dass die Mafia schlussendlich - wie Giovanni Falcone gesagt hat -, wie jedes historische Phänomenen verschwinden wird."

"Jetzt, durch unsere Arbeit, hat sich die Situation sehr verändert: Wer aussagen will, wer den Mut hat auszusagen, der ist nicht mehr allein."

Stefano Palmieri, ist Landwirt und Mitglied der Cooperative/Genossenschaft Placido Rizzotto Libera Terra in San Giuseppe Jato, die auf ehemaligen Mafialand, das gerichtlich enteignet wurde, biologischen Landbau bereibt.

"Also, ich war schon immer Landwirt und bin heute ein Mitglied der Genossenschaft Placido Rizzotto Libera Terraweil ich vor drei Jahren die Jungs kennengelernt habe und mir ihr Projekt gefiel."

Davide Parisi, ist Inhaber der Gelateria Golosandia im Zentrum von Palermo

"Natürlich gibt es immer noch das Risiko, dass eines Tages einer an unsere Tür klopfen kommt und etwas fordert… das gibt es immer noch. Diese Angst gab es vorher und die ist auch heute noch da."

Valeria di Leo und Ihr Lebensgefährte Fabio Messina, betreiben das "Emporio - Punto Pizzo Free" , ein kleines Geschäft, in dem Waren aus Schutzgeld-freier Produktion verkauft werden.

"Dank der Idee von Addiopizzo, die ungefähr vor 4 Jahren entstanden ist, gibt es jetzt eine Liste von etwa 300 Unternehmern (die keinen Pizzo bezahlen), was für eine große Stadt wie Palermo immer noch recht wenig ist.

"Es ist wichtig dabei zu sein, weil wir für Gerechtigkeit kämpfen, damit sich die Mentalität Siziliens ändert und eines Tages niemand mehr Pizzo an die Mafia bezahlt."

Guido Agnello ist Inhaber der Hutmanufaktur "La Coppola Storta" und stellt dort die traditionelle sizilianische Kopfbedeckung, die "Coppola" her.

"Das Signal, das von Addiopizzo ausgeht, ist unglaublich wichtig und dient als Vorbild für viele andere Dinge. Addiopizzo hat viele Dinge positiv verändert."

Fabio Conticello ist Inhaber des Restaurants "Antica Focacceria San Francesco" in der Innenstadt von Palermo und hat Schutzgelderpressung zur Anzeige bebracht und gegen die Mafia ausgesagt. Seit dem steht sein Ristaurant rund um die Uhr unter Polizeischutz.

"Während der Gerichtsverhandlung hat Addiopizzo uns am meisten unterstützt hat. Zum ersten Mal während einer Gerichtsverhandlung war die Unterwelt im Gerichtssaal in Minderheit gegenüber den anständigen Leuten.

Giovanni Impastato ist Inhaber des "Impastato", Pizzeria, Tabacchi und Supermakt in einem, an der Schnellstrasse SS 113, in der Nähe von Palermo.

Addiopizzo ist für mich etwas sehr wichtiges. Der Slogan „Ein Land mit Würde bezahlt keine Pizzo“ hat mich sofort beeindruckt. Ich bin sofort beigetreten. Ich war einer der ersten Händler. Am Anfang waren wir wenige. Ich bin sofort beigetreten, weil ich verstanden habe, dass dies ein großer Kampf ist, ein großer Kampf für die Zivilisation und die Demokratie."

Davide Bivona ist Inhaber des Restaurants "I Grilli" im Zentrum von Palermo.

"Das Problem mit dem Pizzo ist sehr weit verbreitet. Es gibt nicht nur Erpressung. Wir haben es auch mit illegalen Parkwächtern zu tun, die ein Euro von dir verlangen damit du dein Auto parken darfst. Wir haben mit den Kinder-Gangs zu tun, 8 bis 15-jährigen Jungen, die die Handtaschen der Touristen rauben und die du kennst, weil du sie jeden Tag von dem Balkon siehst. Wir haben das Problem, dass du ein Fahrrad an einem Pfosten anschliesst und sie dir die Räder abmontieren. Das ist die Mafia. Addiopizzo hat mit dem Thema Erpressung angefangen, aber das Problem ist viel viel grösser."

Gerlando Maida ist Schmuckdesigner und hat ein Atelier mit dem Namen "Contemporaneamente Di Maida Gerlando" in der Innenstadt von Palermo

Für mich selbst ist Addiopizzo nicht wichtig, es ist viel wichtiger die Menschen auf den Pizzo aufmerksam zu machen. und das, was nie Öffentlich war nun publik zu machen. Darum bedeutet Addiopizzo beitreten, sich dieses Phänomens bewusst zu werden und es so zu bekämpfen."

Die Brüder Giuseppe (29) und Antonio Coste (36) betreiben eine Karosseriewerkstatt "Autocarrozzeria" in Palermo

"Wir schrieben uns bei Addiopizzo einen Monat bevor wir öffneten ein. Also schon bevor wir den Betrieb öffneten, klebten wir die Aufkleber auf und unterschrieben die Beitrittserklärung in diesem Verein gegen das Schutzgeld."

Wir warenschon früher Unterstützer, jetzt gehören wir, als Mitglieder, zu den Betroffenen.